Geschichte der Stechuhr: So entstand die Zeiterfassung
Der Ursprung der Stechuhr lässt sich zunächst in der Industrialisierung vermuten. Die Historie der Arbeitszeiterfassung beginnt jedoch schon etwas früher. Wir geben Ihnen einen Überblick über die Geschichte der Stechuhr. Von der Lochkarte bis zum RFID Transponder, von der Kontrolle bis zum Arbeitszeitmanagement: So entstand die Zeiterfassung.
- Inhalt
- 1Was ist eine Stechuhr?
- 2Der Beginn der Stechuhren
- 3Die erste Stechuhr zur mobilen Zeiterfassung
- 4Die Stechuhr für Kleinbetriebe und Fabriken
- 5Der Durchbruch der Stechuhr: elektronisch, automatisch, kommerziell
- 6Stechuhr Zeiterfassung heute
- 7Die elektronische Stechuhr des 21. Jahrhunderts
- 8Stechuhr digital – mehr als Zeiterfassung
- 9Fazit: Von der Arbeitszeiterfassung mit Stechuhr zum Arbeitszeit Management
Was ist eine Stechuhr?
Die Stechuhr gilt als Synonym zur Stempeluhr und repräsentiert das übergeordnete Themenfeld der Zeiterfassung im Arbeitskontext. Ursprünglich beschrieb der Begriff den technische Vorgang in sogenannten Wächterkontrolluhren zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Kontrollgänge von Wachpersonal wurden damals durch das Stanzen von Löchern in Papierstreifen erfasst. Die technische Weiterentwicklung erstreckt sich über sogenannte Arbeiter-Kontrollapparate bis zur digitalen Stechuhr in modernen Zeiterfassungssystemen.
Der Beginn der Stechuhren
Die Amtsstuben des späten 18. Jahrhunderts legen den Grundstein für die Geschichte der Stechuhren. Ihr Einsatz dient damals dem Ziel, Beamte mit geringem Pflichtbewusstsein zu einem regelmäßigen Arbeitsverhalten zu erziehen.
Die ersten Stempeluhren folgen einem denkbar einfachen Prinzip. Jeder Beamte erhält eine persönliche Kennmarke, die er durch einen Schlitz in eine Spezialuhr wirft. Während das äußere Gehäuse feststeht, dreht sich im Inneren ein in Fächer unterteilter Behälter mit dem Zeitverlauf. Wird die Marke zu spät eingeworfen, so ist die Unpünktlichkeit des Beamten sofort sichtbar.
Entsprechend handelt es sich bei diesem Gerät nicht um eine Stech Uhr im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr um die grundlegende Erfindung der Arbeitszeiterfassung.
Die erste Stechuhr zur mobilen Zeiterfassung
1801 greift der Münchner Polizeidirektor Anton Baumgartner Rumfords die Idee auf, um Rundgänge seiner Polizisten zu kontrollieren. Denn auch hier mangelt es an Verlässlichkeit. Das Stanzen von Löchern in Papierstreifen mithilfe sogenannter Wächterkontrolluhren soll dieses Problem lösen. Zunächst werden diese lediglich stationär genutzt. Die nachfolgenden tragbaren Nachtwächterkontrolluhren von Johannes Bürk sind ein durchschlagender Erfolg und legen den Grundstein für die nachfolgende Entwicklung der Zeiterfassungssysteme.
Die Stechuhr für Kleinbetriebe und Fabriken
Mit Beginn der Industrialisierung rückt eine neue Zielgruppe in den Fokus der Kontrolluhren-Industrie: die Arbeiter. Im späten 19. Jahrhundert meldet Richard Bürk ein Patent für einen Arbeiter-Kontrollapparat an, der die Anwesenheit und Aufenthaltsdauer der Arbeiter in der Fabrik aufzeichnet.
Über mechanische Hebel ist es erstmals möglich, Marken an einer Nummerntafel hoch- und hinunterzuklappen. Dadurch werden Schreibhebel auf eine umlaufende, mit Papier bespannte Trommel gedrückt. Dieser Apparat erweist sich jedoch als leicht manipulierbar und verursacht durch seinen Papierverbrauch zu hohe Kosten.
Daher entwickelt Bürk den sogenannten Billeteur, der die exakte Uhrzeit auf eine Karte stempelt. Die ursprüngliche Idee dazu kommt aus den USA. Mit dem Billeteur wird die Stechuhr erstmals auch für Kleinbetriebe erschwinglich.
Der Durchbruch der Stechuhr: elektronisch, automatisch, kommerziell
Eine echte Stechuhr stellt die Simplex Time Recording Company Ende des 19. Jahrhunderts her. Bei diesem Trommelgerät muss der Arbeiter eine Taste drücken, die dann ein Loch in ein Stück Papier stanzt. Das Auslesen der Daten erweist sich jedoch als zeitaufwendig. Ende der 1920er Jahre greift die Firma Siemens & Halske das Prinzip erneut auf und stellt ein Gerät her, das Löcher in eine Stempelkarte sticht. Die Auswertung erfolgt mit einem sogenannten Deckrahmen. Zudem nutzen Großbetriebe ab den 1930er Jahren eine elektrische Rechenmaschine, die dem Prinzip des Lochkartensystems folgt.
Ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts meldet Daniel M. Cooper aus New York die wichtigste Erfindung im Bereich der Kontrolluhren an: den Workman’s Time Recorder. Das Innovative an diesem Apparat ist der automatische Kartenvorschub, der es ermöglicht, mehrere Zeitstempelungen auf eine Karte zu drucken. Damit ist er allen anderen Systemen überlegen. Ab dem 20. Jahrhundert wird der Kartenapparat nach kleineren technischen Verbesserungen als International-Recorder vermarktet.
Nach mehreren Firmenzusammenschlüssen entsteht 1911 die Computing-Tabulating-Recording Company. 1924 erfolgt die Umbenennung in International Business Machines Corporation – heute besser bekannt als IBM. Dort entwickelt sich die Stechuhr elektronisch weiter. Nach Erschließung neuer Geschäftsbereiche in der Produktion von Rechenmaschinen und Computern verkauft IBM 1958 seinen Kontrolluhren-Sektor an die Simplex Time Recording Company.
Stechuhr Zeiterfassung heute
Während die klassische Arbeitszeiterfassung in den vergangenen Jahrzehnten unter dem Deckmantel des Work Life Blending in den Hintergrund rückte, verleiht die aktuelle Zeiterfassungspflicht ihr neue Relevanz. Zugunsten von Mitarbeitern und Arbeitgebern. Denn eine lückenlose Zeiterfassung macht unbezahlte Überstunden und gesetzeswidrige Arbeitszeitüberschreitungen, die die Gesundheit von Beschäftigten gefährden, obsolet. Der Anspruch der Zeiterfassung ist es, unkontrollierte Mehrarbeit ohne finanziellen oder zeitlichen Ausgleich zu unterbinden. Ihr ursprünglicher Kontrollzweck tritt immer weiter in den Hintergrund.
Abseits der klassischen Stechuhr nutzen Unternehmen heute digitale Tools, um ihre Arbeitszeiterfassung zu managen. Zentrales Ziel ist es, die Produktivität in Teams zu erhöhen, Prozesse zu optimieren und die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern.
Die elektronische Stechuhr des 21. Jahrhunderts
Statt Wächterkontrolluhren, Arbeiter-Kontrollapparaten und Lochkarten erfüllt die Stechuhr digital einen neuen Zweck in Unternehmen. So bildet die moderne Arbeitszeiterfassung einen wesentlichen Bestandteil der KMU Digitalisierung. Das moderne Personalmanagement gewinnt mithilfe digitaler Lösungen mehr Zeit für grundlegende Themen. Insbesondere die effiziente Gestaltung von Workflows sowie die Gewinnung und Bindung qualifizierter Mitarbeiter.
Entsprechend lösen digitale Zeiterfassungsterminals, Weboberflächen und Zeiterfassungsapps die Arbeitszeiterfassung mit Stechuhr ab. Die Vorteile reichen von einer Nutzung über alle Endgeräte und von jedem Standort aus bis hin zu einem Tool, das Abwesenheiten verwaltet und gesetzliche Pausenzeiten überwacht.
Stechuhr digital – mehr als Zeiterfassung
Der Mehrwert moderner Zeiterfassungssysteme geht über eine elektronische Stechuhr hinaus. Digital lassen sich Themen wie die Personaleinsatzplanung ganzheitlich abbilden. So können Urlaubsanträge direkt über das System abgewickelt und gewünschte Arbeitszeiten im integrierten Schichtplaner unmittelbar zugeteilt werden. Dank Lohnanbindung laufen die gewonnenen Daten direkt zur Personalbuchhaltung. Stunden, die im Kundenauftrag geleistet wurden, werden direkt mit Stundensätzen versehen und in ein Rechnungssystem überspielt.
Fazit: Von der Arbeitszeiterfassung mit Stechuhr zum Arbeitszeit Management
In der modernen Arbeitszeiterfassung mit Stechuhr rückt die Kontrolle über die Zuverlässigkeit von Beschäftigten immer weiter in den Hintergrund. Stattdessen steht das elektronische Arbeitszeitkonto im Fokus, das eine gesunde und flexible Arbeitsweise fördert.
Durch die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten ist die Zeiterfassung zu einem Instrument geworden, das vertraglich vereinbarte Soll-Stunden reguliert. Zudem vereinen Zeiterfassungssysteme immer mehr HR Prozesse in einer Software. Dieser ganzheitliche Blick ersetzt sukzessive die ursprüngliche Konnotation des Begriffs der Stechuhr.
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